Void_M

 


Magmatiten


Liebe Freunde und Sympathisanten der Kunst,

 

ich möchte Euch meine aktuelle Arbeit, einer Serie von handlichen Kunstobjekten aus Stein, vorstellen. Die kleinen rechteckigen Tafeln sind dünn, manche nicht dicker als 6 mm. Ihre Diagonale beträgt 6,1“, also etwas über 16 cm. Die Kunstwerke kann man daher gut in der Hosentasche oder Handtasche verstauen und wie ein Schmuckstück mit sich führen.

 

Den Stein, den ich verarbeite, bezeichnen Steinmetzen als „Schwarzen Schweden“, weil seine Herkunft Schweden ist. Dort wird er Diabas genannt. Die Vorkommen gelten als fast erschöpft. Ich habe als meine Materialresource kulturgeschichtlichen Abfall entdeckt und zwar ausrangierte Grabsteine (tombstone refurbished).  Die Witterungsbeständigkeit und seine schwarze Farbe machten den Stein seit Mitte des 19. Jh. lange Zeit zum begehrtesten Material für Grabmale. Er gehört zu den festesten Hartgesteinen. Seine Politur überdauert 100 Jahre im Freien.

 

Geologen datieren seine Entstehung in die Erdfrühzeit, in der es vor 900 Mio Jahren aus flüssigem Magma entstand, welches in Rissen der Erdkruste erstarrte. Er zählt zu den Magmatiten und diese Bezeichnung habe ich für meine Objekte übernommen. Eine herausragende Eigenschaft des Materials ist, dass es keinerlei Daten speichern oder verarbeiten kann. Void, der Titel der Serie steht für Leere, Zwischenraum und für die Spalte, in welche das Magma floss.

 

Die ältesten Überlieferungen der Menschheit sind in Stein geritzt. Ich nutze den Stein als Bildträger, indem ich mit Hammer und Meißel Strukturen, Piktogramme oder Schriftzeichen in feinen Reliefs aufbringe bevor sie hauchdünn von einem Block abgetrennt werden. Auf dieser bildhauerisch bearbeiteten Seite wird roher Stein sichtbar und haptisch erfahrbar. Die andere Seite wird von mir mit Diamantschleifmitteln immer feiner geschliffen und in zahlreichen Schritten nass poliert bis eine spiegelnde Hochglanzoberfläche entsteht.

 

Die Objekte sind Einzelstücke, was in den Versionsnummern zum Ausdruck kommt. Die Void_M Serie_Early 2020 besteht aus 12 Objekten. Weitere Ausgaben sind in Arbeit.


In einer skulpturalen Erweiterung werden die Steinobjekte in eine größere Skulptur eingebunden, jede schwarze Steintafel in eine Stele aus hellem Holz.  Dort sind sie in einer Art Halterung in Sichthöhe platziert, vergleichbar mit einem Ring, der einen Stein in einer Fassung hält.  Auch die Stelen variieren in ihrer Ausformung und in Kombination mit den Steintafeln entsteht eine Serie von säulenförmigen Skulpturen.

 

Berlin April 2020
CO